Die Herausforderung: Rassismusbekämpfung auch jenseits der AfD

Angesichts der Enthüllungen der Recherchen von CORRECTIV, die ein „geheimes“ Treffen von AfD-Politiker*innen, Mitgliedern der Werte-Union, Neonazis und finanzstarken Unternehmer*innen ans Licht brachten, steht die Forderung nach einem AfD-Verbot im Vordergrund. Es ist zweifellos ein wichtiges Signal, doch wir dürfen uns nicht darauf beschränken. Die eigentliche Verantwortung liegt darin, ernsthaft gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit vorzugehen.

Es wäre ein Fehler, das Problem auf die AfD zu beschränken. Teile der Werteunion der CDU waren ebenfalls bei diesem menschenverachtenden Treffen vertreten. Das Ausmaß dieser Herausforderung muss erkannt werden, um angemessen handeln zu können. Die ausschließliche Fokussierung auf die AfD als Feindbild verkürzt und verzerrt das Problem.

Diese Treffen wirken nicht wie isolierte Ereignisse von Randfiguren. Ihr strategisches und politisches Vorgehen erscheint durchdacht, wobei die Inszenierung von „Randfiguren“ und „vereinzelten Extremen“ bewusst kalkuliert wird, um zu verharmlosen. Die Tatsache, dass ein derartiges Treffen mit einem derartigen Ausmaß überhaupt geplant wurde, ist zweifellos erschreckend und stellt einen ernstzunehmenden Punkt dar, der Konsequenzen erfordert.  Es sollte jedoch nicht als überraschend betrachtet werden, der Boden für derartige Entwicklungen wurde bereits seit langer Zeit bereitet.

Die Angst und Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Plänen des Treffens sind für viele Menschen bereits Realität. Die Bedrohung durch Gewalt, Ablehnung, Diskriminierung und Abschiebung sowie der Mangel an Zugang zu ihren Rechten sind keine neuen Situationen!

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Äußerungen des Bundeskanzlers, die betonen, dass in dem „Wir“ in Deutschland  nicht nach Einwanderungsgeschichte oder Hautfarbe unterschieden wird, wenig glaubhaft. Die Realität zeigt bereits bestehende Unterscheidungen und ein sich verfestigendes Verständnis von diesem „Wir“. Auch das bereitet den Boden für derartige Entwicklungen und muss erkannt und verändert werden.

Der Begriff „Remigration“, der von der Identitären Bewegung als auch der AfD verwendet wird, ist äußerst besorgniserregend. Unter dem Deckmantel einer intellektuellen Rhetorik versucht die AfD, diesen Begriff salonfähig zu machen und nutzt ihn sogar in ihrem  Wahlprogramm zur Europawahl 2024. Diese Forderung nach „Remigration“ stellt nicht nur einen Angriff auf das Grundgesetz dar, sondern verletzt auch das Staatsbürgerrecht und den Gleichheitsgrundsatz.

Die hohen Zustimmungswerte für rechtsextreme Ideologien, führen dazu, menschenverachtende Einstellungen als legitim und diskutierbar zu betrachten. Es ist daher umso wichtiger und mehr als an der Zeit, rassismuskritische Bildung zu stärken, Präventionsmaßnahmen weiterzuentwickeln und eine ernstgemeinte Erinnerungskultur zu fördern, sei es bezüglich der Nazi-Zeit, der Kolonialzeit Deutschlands oder auch der aktuellen Verantwortung in der Asylpolitik von Deutschland und der EU.

Der Kampf gegen Rassismus muss fest in unserer Gesellschaft verankert sein. Die Zivilgesellschaft, die Institutionen und jede*r kann einen Beitrag dazu leisten, diese Herausforderungen zu bewältigen und eine solidarische Gesellschaft aufzubauen. Es braucht ein aktives, sichtbares, lautes Dagegen-sein.

Quellen:
Prof. Mathias Quent via Monitor, 11.01.2024
Stellungnahe Bundeskanzler Olaf Scholz, 11.01.2024

Wir haben Raum zu vergeben

Wenn ihr selbst Interesse habt oder Menschen, Kollektive, Gruppe, Initiativen kennt für die das interressant ist: meldet euch gerne unter info@iik-hannover.de

Winterliches Treffen in der IIK

Wir haben einiges erlebt, uns viel engagiert, Veranstaltungen und Feste ausgerichtet, in Gremien und Runden Tischen eingebracht. Ausführlich könnt ihr dazu die Beiträge auf unserer Website lesen, unter: iik-hannover.de
Wir haben ein turbulentes Jahr hinter uns und es zeichnen sich nicht weniger turbulente Zeiten auch im kommenden Jahr ab. Wir möchten betonen wie wichtig dafür gemeinsame Unterstützung, Solidarität und Zusammenhalt sind und nutzen die Gelegenheit uns bei allen Unterstützer*innen, Kooperationspartnerinnen, Ehrenamtlichen Helfer*innen und Freund*innen der IIK zu bedanken!

Workshops als gemeinsame Lernprozesse

Bei der IIK finden viele Workshops statt, sie haben einen unterschiedlichen Fokus – und sind trotzdem alles gemeinsame Lernprozesse einer größeren Gruppe. Und warum ist das wichtig? Weil im Prozess des Aushandelns und des gemeinsamen Lernens unglaublich viel Potenzial liegt. Es geht nicht darum, einstimmige Zustimmung zu erreichen oder zu wahren, sondern darum, in den Dialog zu treten, auch wenn es herausfordernd ist. Es eröffnet die Tür zu neuen Perspektiven, Wissen und Selbstreflexion.
Der Dialog und das Aushandeln können anstrengend sein, das steht außer Frage. Es erfordert Mut, sich auf Diskussionen einzulassen, die kontrovers sein können. Es bedeutet, die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und bereit zu sein, neue Standpunkte zu verstehen. Und es bedeutet Anstrengung, Errungenschaften und bereits Erreichtes zu verteidigen und nicht neu zur Debatte zu stellen. Genau in diesem Prozess liegt auch der Kern der Weiterentwicklung. Als von Rassismus betroffene Menschen sollten wir unsere Geschichten mit unserer eigenen Stimme erzählen können. Wir haben viel erkämpft und das sollte klar und sichtbar sein! Diese Arbeit ist hart, sie kann ermüdend sein, schmerzvoll aber auch empowernd.
Als Allys und Verbündete ist es wichtig, dass wir uns weiterbilden, lernen und vor allem zuhören, neues Wissen aufnehmen und vorhandenes Wissen infrage stellen. Das trägt dazu bei, dass betroffene Menschen nicht die Last tragen müssen, alles zu erklären. Allyship bedeutet auch, diese Lücken in eigener Verantwortung zu schließen.
Im gemeinschaftlichen Lernen liegt die Chance, solidarisch zu sein, gemeinsame Ziele zu definieren und Handlungsmöglichkeiten zu finden..
Und die brauchen wir dringend!

Rassistische Diskriminerung & Mental Health

Du erlebst rassistische Diskriminierung, Kommentare, Blicke, Reaktionen? Das ist eine schmerzhafte Realität!
Rassismus ist eine Form von Gewalt; er kann tiefe Spuren in der Psyche hinterlassen, die weit über eine physische Verletzung hinausgehen. Die Auswirkungen von rassistischen Diskriminierungserfahrungen sind komplex und langfristig ..
Der Workshop bietet einen geschützten Raum, in dem du dich öffnen und mit anderen austauschen kannst. Hier hast du die Gelegenheit, Techniken zu erlernen die dir helfen können den Schmerz und die schweren Belastungen rassistischer Erfahrungen besser zu bewältigen.
Es ist ein safer space, in dem deine Gefühle respektiert werden und von einer erfahrenen Expertin begleitet werden.
Wenn du dich angesprochen fühlst und Interesse daran hast, an diesem Workshop teilzunehmen, laden wir dich herzlich ein
>> Anmeldung unter: info@web-iik-hannoverDer Workshop ist ausschließlich für Menschen die von Rassismus getroffen sind/ BiPoC only

Wie Rassismus ansprechen? – Empathisches Sprechen im Antirassismus-Kontext

Zweitägiger Workshop, Do 23.11. bis Fr 24.11.2023, jeweils 16:30-19:30h
In diesem Workshop werden wir uns dazu austauschen und Ideen entwickeln, wie einfühlsames Sprechen über Erfahrungen rassistischer Diskriminierung besser gelingen kann. Wie können wir Gefühle und Bedürfnisse ansprechen und aktiv hören und dabei trotzdem die Tatsache des strukturellen Rassismus anerkennen und einbeziehen? Dabei soll es um Gespräche zwischen betroffenen und nicht-betroffenen Personen gehen, aber auch um Selbstempathie und die eigenen Grenzen: In welchen Situationen möchte ich überhaupt empathisch sprechen oder gehört werden?

Der Workshop ist als Raum für eine gemeinsame Gruppenarbeit gedacht, bei der die Erfahrungen und Expertise aller Teilnehmenden einfließen soll. Der Vortragsinput der Workshopleitung Daria (sie/ihr, weiß) ist entsprechend klein gehalten, ca. 20 Minuten insgesamt. Ansonsten werden wir diskutieren, in Kleingruppen einzelne Aspekte des Themas bearbeiten und natürlich konkrete Beispiele besprechen.
Bitte beachtet, dass der Workshop kein Safer Space für von Diskriminierung betroffene Menschen sein kann. Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Raum um, den wir eröffnen und nutzen Content-Notes (z.B. falls wir uns entscheiden, mit Beispielen von Straight Outta Happyland von Tupoka Ogette zu arbeiten.)
Die Sprache im Workshop ist Deutsch, ihr solltet also Deutsch gut verstehen können. Beiträge auf Englisch, Französisch oder Spanisch kann Daria übersetzen.

>> Anmeldung unter: info@web-iik-hannover
Wir freuen uns auf euch!

Die Bundesregierung hat das „Gemeinsamen Europäischen Asylsystem (GEAS)“ verändert. Jetzt sollen Geflüchtete in haftähnlichen Einrichtungen untergebracht werden, auch innerhalb Deutschlands. Menschen, die eigentlich Schutz suchen und über Menschenrechte verfügen! Es schafft die Möglichkeit, dass Geflüchtete ohne genaue Prüfung ihrer Situation in sogenannte „sichere Drittstaaten“ wie Tunesien oder die Türkei abgeschoben werden können. Auch Länder mit fragwürdiger Menschenrechtslage fallen darunter, das bedeutet lebensgefährliche Umstände und Gewalt (vor allem für Menschen die Teil marginalisierter* Gruppen sind). Die „Dublin Überstellungsfrist“ soll auf 12 Monate verlängert werden. Das bedeutet das Geflüchtete, für die bestimmte Regeln gelten, ein Jahr lang damit rechnen müssen in ein anderes Land geschickt zu werden.
„Tunesien Abkommen“ ist die Bezeichnung für Deals zwischen der EU und verschiedenen Nachbarstaaten, wie Tunesien. Dieses Abkommen zielt darauf ab: die Flucht von Geflüchteten nach Europa zu verhindern und im Gegenzug Arbeitsvisa für den deutschen Arbeitsmarkt anzubieten. Das instrumentalisiert die Not von Menschen! Viele Geflüchtete brechen von Tunesien aus zu der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer auf. Das soll nun von Tunesien selbst verhindert werden (z.B. über die dortige Küstenwache). Das verstärkt gewaltsame Pushbacks** und macht die Situation von Schutzsuchenden noch gefährlicher!
Menschen die weltweit vor Lebensbedingungen, Kriegen und Verfolgung fliehen, brauchen Schutz, ernstgenommene Menschenrechte und sichere Fluchtwege! Und zwar unabhängig von ihrer Herkunft. Die Unterschiede zwischen der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Ländern verdeutlicht, dass Rassismus und selektive Migrationspolitik den Kurs bestimmen und nicht ernstgemeinte Hilfestellungen für Menschen in Not!

*marginalisiert bedeutet an den Rand gedrängt oder ausgeschlossen,
**das (gewaltvolle) Zurückdrängen von Menschen an Grenzübergängen, und damit Menschen das Recht auf Asyl verwehren

Fest der Vielfalt 13.08.

Unter strahlendem Sonnenschein und mit einer Atmosphäre ausgelassener Freude fand kürzlich das Fest der Vielfalt auf dem Faustgelände statt. Die Veranstaltung zog zahlreiche Besucher*innen an und hinterließ eine nachhaltige Begeisterung für die transkulturelle Feier.
Die Eröffnung des Festes erfolgte auf der Bühne mit einem indischen Tanz von Ananya Karmakar Halder, der die Stimmung für den Tag setzte.  Mahjabin Ahmed, die Leiterin der IIK, begrüßte herzlich alle Anwesenden und betonte die Bedeutung, generationsübergreifend und transkulturell zu feiern. Das Fest diente nicht nur der Freude und Unterhaltung, sondern auch als Plattform für Vernetzung und Begegnung. Mahjabin Ahmed erklärte: „Kulturen sind keine isolierten Gruppen, sondern miteinander verflochten. Uns verbindet das Interesse und die Neugier aufeinander.“
Die Bürgermeisterin Monica Plate würdigte, auch im Namen von Belit Onay, die Organisation und das Engagement aller Beteiligten. Unter der Leitung der Moderator*innen Pia Ahmed und Franciska Petsch präsentierte das Bühnenprogramm eine breite Palette an Tanzperformances und Musikstücke unter anderen von der Ezidischen Akademie, dem Ukrainischen Verein und der Crew Dancing Unchained. Parallel dazu sorgten wandernde Trommel-Sessions und beeindruckende Capoeira-Vorführungen der Gruppe NAGO auf dem Gelände für eine mitreißende Stimmung. Die kulinarische Vielfalt lud ein, Spezialitäten beispielswiese aus Eritrea, Afghanistan und Bangladesch zu genießen. Die Ausstellung „me, myself and the others“ des Cameo-Kollektivs thematisierte Selbst- und Fremdbilder und regte Gespräche an. An den zahlreichen Infoständen gab es zudem interaktive Mitmach-Aktionen, so konnte beim Stand des Flüchtlingsrates Niedersachsen symbolisch die „Festung Europas“ eingeworfen werden. Die jüngeren Besucher*innen hatten ebenfalls ihren Spaß an einer Piñata, bereitgestellt von Grupo Canela und auch bei der offenen Jam Session der Linden Legendz. Hier bot sich spontan die Möglichkeit auf der Bühne mitzuwirken.

Das Fest der Vielfalt zeigte die Wichtigkeit des gemeinsamen Feierns und Zusammenkommens.
Neben der wertvollen und harten Arbeit der Initiativen, von politischer Bildungsarbeit, Anti-Rassismus Arbeit, dem initiieren neuer Projekte, Empowerment und Unterstützung für Menschen der einzelnen Projekte – für die Gestaltung gesellschaftlicher Teilhabe: brauchen es einander und unsere Solidarität. Wir setzen damit ein Zeichen, gerade in Zeiten in denen die politischen Entwicklungen in Europa und auch in Deutschland so feindselig sind.

Das Fest der Vielfalt unterstrich die Bedeutung des Miteinanders und wurde durch das Engagement und die Hingabe der teilnehmenden Initiativen, Vereine, Künstler*innen und aller helfenden Hände zum Erfolg. Dafür einen herzlichen Dank!

Mitgewirkt haben: ADV. Nord e.V., Afghanische Frauengruppe, Afrikanische Union e.V., AK Bangladesh, AK BiN e.V., Ananya Karmakar Halder, Cameo Kollektiv, Capoeira NAGO, Dancing Unchained, Dialog Plus Integration, eVIVA e.V., Ezidische Akademie, Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., Folkloregruppe Polonia e.V., Freunde für Galy e.V., Grupo Intercultural Canela-Peru e.V., Hakili e.V., Indischer Verein Hannover e.V., IIK e.V., Ivoire Diaspora, kargah e.V., Joey Bond Kulturzentrum Faust, Kulturzentrum Pavillon, Liberale Jüdische Gemeinde, Linden Legendz, MiSO e.V., NTFN e.V., Omas gegen rechts, PRMTM Hannover, Prisma Queer., Radio Flora, Raum für Faszination, Rupali Modak, Tango Millieu, Tolstoi Hilfs und Kulturwerk Hannover, Ukrainischer Verein Niedersachsen e.V., Umbaja e.V., VEN., Vielfalt Afrika in Hannover e.V., Vietnam-Zentrum, VNB, Welt in Hannover

Anti-Rassismus Tagung 02.06.23

Tagungsbericht als Download hier

Am 02. Juni veranstaltete die IIK eine Tagung zum Thema Anti-Rassismus im Kulturzentrum Pavillon Hannover. Unsere Vereinsleiterin Lipi Mahjabin Ahmed eröffnete den Tag und betonte die Bedeutung von gemeinschaftlichen Positionierungen im Kampf gegen Rassismus. Die Tagung zielte darauf ab, Bewusstsein zu schaffen, Wissen zu vermitteln, Diskussionen anzuregen, Vernetzung zu fördern und konkrete Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Moderatorin Canan Turan führte durch den Tag.

Einleitend gab es eine Key-Note von Türkân Deniz-Roggenbuck, die den Mechanismus von Voreingenommenheit und die Notwendigkeit einer selbstkritischen Haltung erläuterte. Mit interaktiven Übungen und aktuellen Studien verdeutlichte sie den Handlungsbedarf zur Überwindung von Vorurteilen. Die Teilnehmerinnen hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen und in den Dialog mit der Referentin zu treten. Die geplante Referentin Franzisca Petsch fiel krankheitsbedingt aus, und wir sind Türkân Deniz-Roggenbuck sehr dankbar, dass sie spontan eingesprungen ist. Im Anschluss wurde der Film „Wege zur Veränderung“ gezeigt, der die persönlichen Erfahrungen von Menschen beleuchtet, die von Rassismus betroffen sind. Nach der Mittagspause fanden drei vertiefende Workshops statt. Im Workshop von Zahra Lessan und Caroline Möhrs vom Flüchtlingsrat NiedersachsenEntwicklungen in der Asylpolitik – warum sie rassistisch sind“ ging es um die Diskriminierung geflüchteter Menschen in Deutschland und an den EU-Außengrenzen. Im Workshop von weact mit Eby Tangara (ADV Nord & MiSO Netzwerk e.V.) und Bela Moritz Mittelstädt (Prisma Queer Migrants e.V.) Community-basierte rassismuskritische Beratung! Was ist das?“ wurde die Bedeutung des Begriffs „Community“ und die Anforderungen an rassismuskritische Beratung diskutiert. Im Workshop von Johanna Conrad (MA Lehramt) Diskriminierungssensibilität in Beratungskontexten an Schulen – Vorhandene und fehlende Ressourcen“ wurden Strukturen und Wissen für diskriminierungssensible Beratung und fehlende Ressourcen beleuchtet. Nach den Workshops gab es eine Präsentationsrunde im Plenum, in der Schlaglichter aus den Diskussionen und Strategien geteilt wurden. Anschließend fand die Podiumsdiskussion statt, in der Leyla Ercan (Diversitätsagentin Staatstheater Hannover), Dr. Elizabeth Beloe (Vorstandsvorsitzende BV NeMO) und Ossama Yehia (zivilgesellschaftlicher Akteur & Mitarbeiter IIK) Kernpunkte und mögliche Strategien einer anti-rassistischen Gesellschaft diskutierten. Die Diskutant*innen betonten die Notwendigkeit eines aktiven Verlernprozesses in einer anti-rassistischen Gesellschaft. Strategien wie aktivistisches Einfordern und das Erstreiten von Sichtbarkeit spielen eine zentrale Rolle. Gleichzeitig sind gesetzliche Rahmen und politische Verankerung wichtig, um Errungenschaften zu sichern und weitere Veränderungen voranzutreiben. Sie teilten die Beobachtung, dass einige Institutionen trotz Bekenntnissen zu Lernprozessen und Auseinandersetzung immer noch versäumen, umfassende Veränderungen anzugehen – das hält auf!
Es zeigte sich nochmal mehr wie essentiell gegenseitiges Informieren ist, im Lernprozess und Austausch zu bleiben und Allianzen zu schmieden. Die Antirassismus-Tagung 2023 war ein inspirierendes und lehrreiches Ereignis, das wertvolle Einblicke, neue Impulse und konkrete Handlungsempfehlungen vermittelte. Die Veranstaltung unterstrich die Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements für eine inklusive Gesellschaft und ermutigte uns alle, den Einsatz gegen Rassismus fortzusetzen und Brücken der Zusammenarbeit zu schlagen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmerinnen, den Workshopleiterinnen, der Moderatorin Canan Turan und den Diskutant*innen des Podiums fürs Wissen teilen, Zuhören und Vernetzen.

Humanitäre Standards!

Das Ergebnis des sog. „Flüchtlingsgipfels“ von Bund und Ländern vom 10. Mai 2023 sehen wir kritisch. Neben der „Unterstützung der Kommunen“ adressiert der Beschluss den „gesteuerten Zugang, beschleunigte Verfahren, verbesserte Rückführung“

Wir meinen: Der Schutz von Menschenrechten, das völkerrechtlich verbindliche Recht auf Asyl und die menschenwürdige Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten werden durch den Beschluss komplett infrage gestellt.

Wir sind dagegen, den Ausbau von Abschiebungszentren und Massenlagern – insbesondere auch an den EU-Außengrenzen – fortzusetzen, das Asylrecht in der Europäischen Union quasi abzuschaffen, die militärische Aufrüstung der Grenzen auszubauen, Abschiebungshaft und Ausreisegewahrsam im Inland auszuweiten und Migrationspartnerschaften mit anderen Staaten abzuschließen.

Wir sind dafür, Asylsuchenden umfassende Bleibe- und Integrationsperspektiven sowie vergleichbare Aufnahme- und Integrationsbedingungen zu bieten, wie sie z. B. Geflüchteten aus der Ukraine zustehen.

Wir sehen eine massive Gefährdung der in der Genfer Flüchtlingskonvention vereinbarten Beachtung humanitärer Standards in der Migrationspolitik und fordern die Bundesregierung, die Ministerpräsident*innen der Länder und die EU auf, diese kompromisslos zum Maßstab ihrer Politik zu machen.

AUFRUF ZUR VERÄNDERUNG:
Film & Podiumsdiskussion 19.04.23

Eine Anti-rassistische Haltung ist aktiv, es bedeutet nicht nur ‚nicht rassistisch‘ handeln. Anti-Rassismus bedeutet nicht, dass wir die Gesellschaft schlechtmachen oder Schuldige suchen, sondern das wir uns bewusst machen, dass Rassismus existiert und wir daran arbeiten müssen, ihn zu bekämpfen.“ Mit diesen Worten von IIK-Leiterin Lipi Mahjabin Ahmed begann die gestrige Film-und Diskussionsveranstaltung „Aufruf zur Veränderung – Wege zu einer anti-rassistischen Gesellschaft“ der IIK. Nach einem Grußwort von Monica Plate wurde der Film „Wege zur Veränderung“ gezeigt, indem von Rassismus betroffene Menschen von eignen Erfahrungen berichten und ihre Umgang damit schildern. Nach einem kurzen Gespräch mit Robin Alberding als Filmregisseur zu seinen Erfahrungen aus dem Entstehungsprozess folgte die Podiumsdiskussion.

Die Diskutant*innen Djenabou Diallo-Hartmann, Hülya Iri, Bettina Döring und Markus Häckl brachten unterschiedliche Perspektiven ein und wurden von Adama Logosu-Teku als Moderation begleitet.

Wichtige Punkte waren unter anderen die Bedeutung von Bildung und Sensibilisierung für das Thema Rassismus in allen Bereichen von Stadtverwaltung bis Polizeiapparat. Wo und wie werden rassistische Muster reproduziert? Die Teilnehmenden waren sich einig, das wir als Gesellschaft unser Verständnis für Auswirkungen von Rassismus aufbauen und verbessern müssen. Dafür benötigt es Strukturen und Angebote, die flächendeckende Arbeit daran leisten. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die Bedeutung der politischen Führung und des Engagements der Regierung auf Bundes- Landes- und auf Kommunaler Ebene, um Anti-Rassismus-Maßnahmen zu fördern und zu unterstützen. Es wurde betont, dass es trotz vermeintlicher Entwicklungsschritte weiterhin Wachsamkeit und Veränderungsdruck braucht, um fortbestehende Probleme aufzudecken. Verschiedene Impulse zu wichtigen Punkten, die mehr Aufmerksamkeit bräuchten, kamen aus dem Publikum. Die Diskussion wurde auch die Zuschauer*innen erweitert, und so wurde nochmal verdeutlicht, dass es beispielsweise zu wenig Anlehnung und Unterstützungsangebote für Menschen mit rassistischer Diskriminierungserfahrung gibt, wie für betroffene Elternteile mit Kindern.
Insgesamt war die Podiumsdiskussion eine sehr engagierte und informative Diskussion, die wichtige Themen und Bedarfe aufwarf. Es wurde deutlich, das neben politischen Strukturen jede*r Einzelne eine Rolle auf dem Weg zu einer anti-rassistischen Gesellschaft und die Diskussion darum mit aktiven Maßnahmen fortgesetzt werden muss.  

Wo bleibt die echte Unterstützung für Klimaflüchtende?!

Statement
Es braucht umfassende Erweiterungen des Aufenthaltsrechts – für Erbebenopfer aus Syrien und der Türkei, für Menschen die aufgrund von Umweltkatastrophen fliehen! Klimaflucht ist eine konkrete Realität ist, die in Zukunft zunehmen wird. Die Klimakrisen führen dazu, dass Menschen ihren Lebensmittelpunkt aufgrund von Umweltkatastrophen verlassen müssen. Die Auswirkungen des Klimakollapses wie Dürren, Überschwemmungen, Stürme und Erdbeben können die Lebensgrundlage von Menschen zerstören und sie zwingen zu fliehen. Betroffene Menschen benötigen dringende Unterstützung um ihr Leben in Sicherheit fortsetzen zu können. Insgesamt zeigt sich, dass die Klimakrisen eine Vielzahl von Auswirkungen hat. Die maßbegliche Verantwortlichkeit und die konkrete Betroffenheit sind sehr unterschiedlich über die Erde verteilt. Dies gilt es in allen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Es ist eine notwendige Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen um die Ursache der Klimakrise zu bekämpfen und gleichzeitig den Menschen die von den Folgen betroffen sind zu helfen und ihnen Perspektiven zu ermöglichen – mit rechtlicher Grundlage!

Genau das wird derzeit völlig verfehlt! Nach dem katastrophalen Erdbeben in der Türkei und Syrien hat die die deutsche Bundesregierung für die Opfer die Möglichkeit eines Visa-Besuchs eingerichtet. Betroffene Menschen dürfen für drei Monate nach Deutschland kommen und dort Verwandte besuchen (gilt nur  für Verwandtschaft 1. und 2. Grades). Menschen die das in Anspruch nehmen wollen, müssen ein Visum beantragen und  umfangreiche Unterlagen und Dokumente vorweisen, wie bspw. Nachweise des Einkommens durch Kontoauszüge, oder Belege, dass sie im Erdbebengebiet gewohnt haben. Diese Unterlagen sind wie die Lebensgrundlage der Menschen durch die Umweltkatastrophe verloren gegangen – verschüttet unter den Trümmern. Banken und Behörden in den Erdbebengebieten sind zum Teil zerstört und nicht arbeitsfähig. Für das Visum müssen Antragstellende dennoch neue Dokumente zuständigen Behörden beschaffen und teilweise persönliche Termine wahrnehmen. Menschen aus Syrien müssen Botschaften in benachbarten Ländern aufsuchen, da die Botschaft in Damaskus aufgrund der gefährlichen Lage geschlossen wurde. Wie soll das funktionieren bei der katastrophalen Situation in Syrien, mit zerstörter Infrastruktur?
Der Visa-Besuch gilt für drei Monate, danach müssen Betroffene wieder ausreisen. Was soll in diesen drei Monaten passiert sein, dass die Menschen zurück können? Stehen die Häuser dann wieder? Sind Bergungs-und Aufräummaßnahmen dann fortgeschritten? Die Regionen sind im Ausnahmezustand und zum Teil Kriegsregionen, der Wiederaufbau ist stark erschwert.
In Deutschland lebende Verwandte die Angehörige einladen, verpflichten sich für alle anfallenden Kosten aufzukommen – von Verpflegung bis Krankenbehandlung. Sie müssen sich die Frage stellen, für wen und wie viele Angehörige sie zahlen können und wie für lange. Das sind enorme Belastungen für Familien- und Verwandtschaften und ihren Beziehungen. Die Verfahrensvereinfachung als „Globalzustimmung“ vom Berliner Senat begünstigt nur Menschen, die zu Ehepartner*innen oder minderjährigen Kindern nach Deutschland ziehen möchten. Diese müssen in Berlin bereits gemeldet sein und eine Aufenthaltserlaubnis vorweisen (Daueraufenthalt- EU oder Niederlassungserlaubnis). Was geschieht mit Menschen ohne Verwandtschaft in Deutschland? Oder wenn der Verwandtschaftsgrad nicht genau dem der Anforderungen entspricht? Diese Menschen sind schlichtweg einfach nicht berechtigt.

Wie kann das als ernstgemeinte Hilfestellung oder bezeichnet werden? Wie soll das ein Entgegenkommen sein? Eine Unterstützung von Menschen, die aufgrund von Umweltkatastrophen fliehen müssen wird von der deutschen Bundesregierung derzeit verfehlt. Mit fortschreitendem Klimakollaps werden die Herausforderungen nicht weniger und es braucht klare rechtliche Veränderungen damit Menschen wie beispielsweise Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien Perspektiven und gesetzliche Grundlagen haben die wirklich unterstützend sind.
Es müssen klare Erweiterungen des Aufenthaltsrechts entstehen, für Menschen die von Umweltkatastrophen zu Flucht gezwungen werden“ so MiSO-Vorstandmitglied und Leiterin der IIK Lipi Majabin Ahmed. „Unterstützung sollte nicht an Arbeitsmarktbedarf oder Verwandtschaft in Deutschland gekoppelt sein. Die Not bleibt die gleiche.“

Quellen:
https://www.auswaertiges-amt.de/
https://www.welthungerhilfe.de/
https://www.tagesschau.de/
https://www.bpb.de/ (Bundeszentrale für politische Bildung)

Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken? Menschen unterstützen und selbst etwas lernen? Sich einbringen und Kontakte knüpfen? Wir suchen Unterstützung in unseren Deutsch-Sprachkursen!

Vorkenntnisse sind gern gesehen, aber nicht nötig – Du bekommst mit der Zeit ein Gefühl für die Gruppe. Außerdem bist du natürlich nicht alleine! Unterrichtet wird immer in Teams, du hast also erfahrene Lehrkräfte an deiner Seite.
Du solltest einfach Spaß am Unterrichten von Menschen haben! Lehrmaterialien & ein Handbuch für die Lehrkräfte liegen hier auf dem Faust-Gelände bereit.
Neugierig geworden? Dann melde Dich per Mail oder telefonisch, unser Büro ist werktags von 10-16 Uhr besetzt. Wir freuen uns auf dich!

Rassismus bekämpfen – jeden Tag!

Heute ist der Internationale Tag gegen Rassismus – der Kampf gegen Rassismus findet jeden Tag statt und er ist wichtig! Denn Rassismus ist ein schwerwiegendes Problem, das die Grundrechte, die Freiheit und Würde von Menschen auf der ganzen Welt verletzt. Rassismus spaltet Gemeinschaften, führt zu Diskriminierung, Ausgrenzung, Ungerechtigkeiten und kostet Leben.
Der Kampf gegen Rassismus ist anstrengend, mühsam und zum Teil schmerzhaft. Er umfasst politische Strukturen, Gesetzte und Rechte, gesellschaftliche Systeme, Institutionen, alltägliches Miteinander, Sprache und die Auseinandersetzung mit uns selbst. Rassismus ist strukturell verankert und zeigt sich in der europäischen Abschottungspolitik, wo Hilfe für geflüchtete Menschen an Fachkräftebedarf gekoppelt wird. Staatsangehörigkeiten von Menschen auf der Flucht werden unterschiedlich bewertet und bestimmen den Zugang zu Unterstützung. Flüchtende Menschen sterben beim Versuch, in Sicherheit zu gelangen auf dem Meer, während anderen kostenlos Unterstützung erhalten. Diese Unterschiede sind rassistisch. Auch Behörden und Institutionen sind Teil dessen und solange dies nicht ernsthaft angegangen wird, solange bleibt der Rassismus verwurzelt. Es braucht uns alle dafür, Veränderungen anzustoßen. Es braucht unsere Bereitschaft dazu zu lernen und uns aktiv im Lernen zu unterstützen. Lasst uns gemeinschaftliche Formen der Auseinandersetzung finden, wo Betroffenen das Wort ergreifen, ohne dafür um Sichtbarkeit ringen zu müssen.

Eine anti-rassistische Haltung ist aktiv, sie bedeutet nicht einfach nur „nicht rassistisch“ zu handeln. Und wir können uns gegenseitig dabei unterstützen!

1 Jahr Angriffskrieg auf die Ukraine

Heute, am 24.02.2023 jährt sich der Angriffskrieg in der Ukraine. Heute, vor einem Jahr hat das russische Millitär die Invasion auf die Ukraine gestartet. Putins Bestreben, die Grenzen Russlands in einem Blitzkrieg auszuweiten, ist gescheitert – mit tragischen Folgen. Ein Jahr ist vergangen und seit dem Angriffskrieg sind nach UN-Angaben tausende Soldaten und 7200 Personen der Zivilbevölkerung gestorben, 13,7 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben seitdem ihr Land verlassen.
Obwohl schon seit der Annexion der Krim im Frühjahr 2014 die europäische Friedensordnung erheblich gestört wurde, hat sich erst seit diesem Tag das europäische Bewusstsein für die Situation in der Ukraine geschärft. Die Medien berichten seitdem täglich von der Kriegssituation in der Ukraine, von weiteren Bombenangriffen, neuen Waffenlieferungen und der Lebenssituation der Menschen in dem Kriegsgebiet.
Viele Menschen sind müde geworden aufgrund dieser anhaltenden belastenden Situation, die Nachrichtenerstattung zu verfolgen, bei all den anderen Krisen und Katastrophen, die sich in der aktuellen Zeit häufen. Trotzdem ist es notwendig, weiterhin auf die Lebenssituation und der Existenz in Angst in der Ukraine aufmerksam zu machen, laut zu werden und sich klar weiter gegen den brutalen Angriffskrieg von Putins Russland zu stellen.
Unterstützung ist auch von hier aus möglich – jede:r kann etwas tun: Die Partizipation an Demonstrationen, Spenden an Hilfsorganisationen, das Teilen wichtiger Informationen im Bekanntenkreis oder auf Social-Media, die Unterstützung beim Gang zu den Behörden oder auch nur ein offenes Ohr für Probleme und Bedarfe von Geflüchteten oder Immigranten sind Möglichkeiten der Unterstützung.

Her mit dem neuen Staatsbürgerrecht – ohne Wenn und Aber!

Die Bundesregierung will die Einwanderung nach Deutschland erleichtern, mit einer Reform der Migrationspolitik in drei Säulen: Das Chancen-Aufenthaltsrecht wurde bereits am 02.12.22 im Bundestag verabschiedet. Zum neuen Fachkräftezuwanderungsgesetz (Stichwort Chancenkarte) ist immerhin schon ein Eckpunktepapier im Bundeskabinett vorbereitet worden. Als drittes soll nun das Staatsbürgerschaftsrecht grundlegend geändert werden (siehe Kasten). Um das geplante Gesetz gibt es aber Streit. Nicht nur aus der Opposition heraus wird es – wie zu erwarten war – beschossen, kritische Stimmen kommen nun auch aus den Reihen der FDP, obwohl die Partei vor knapp einem Jahr den Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen unterschrieben hat. Es sind Argumente zu hören, die eigentlich zu perfide sind, als dass sie wirklich ernst zu nehmen wären: beispielsweise sei „niemand willkommen, der nur die Hand im Sozialsystem aufhalten möchte“. Verkannt wird dabei, dass die Sicherung des Lebensunterhalts aus eigener Erwerbsarbeit eine der Hauptvoraussetzungen für den deutschen Pass ist.

Ein „modernes Staatsangehörigkeitsrecht“: Laut Koalitionsvertrag der Ampelparteien ist ein Gesetz geplant, das die Möglichkeit zur Einbürgerung „in der Regel nach fünf Jahren“ vorsieht – derzeit sind es acht. „Bei besonderen Integrationsleistungen“ – etwa herausragenden Leistungen in Schule und Beruf oder besonders guten Sprachkenntnissen – könnten es sogar nur drei Jahre sein. Vorgesehen ist auch, dass in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern automatisch Deutsche werden, wenn ein Elternteil bereits seit fünf Jahren „seinen rechtmäßigen gewöhnlichen Aufenthalt“ in Deutschland hat. Wer Deutscher oder Deutsche werden will, soll zudem eine zweite Staatsbürgerschaft dafür nicht mehr aufgeben müssen.

Die IIK fordert, das Gesetz zu verabschieden – ohne Abstriche und wie im Koalitionsvertrag vereinbart! Unsere jahrelangen Forderungen nach mehr Chancengleichheit, Vielfalt und demokratischer Teilhabe finden in diesem Gesetz endlich eine Antwort. Es darf nicht verwässert werden! Migrantinnen und Migranten in Deutschland muss endlich das Gefühl gegeben werden, wirklich willkommen zu sein und die gleichen Rechte zu haben wie der Rest der Gesellschaft. Die migrantischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler wollen als Wahlberechtigte mitbestimmen dürfen, was in diesem Land passiert! Die doppelte Staatsbürgerschaft muss sein, um nicht nur der Vielfalt in der bundesdeutschen Gesellschaft Rechnung zu tragen, sondern auch dem Gefühl der Zerrissenheit zu begegnen, welches Menschen mit multikulturellem Hintergrund oftmals haben. Wer hier lebt, arbeitet und Steuern zahlt, hat ein Recht darauf, sich wohlzufühlen und akzeptiert zu sein. Mehr noch: Das Gefühl der Akzeptanz erhöht die Bereitschaft zur Integration und umgekehrt. Eine starke Wechselwirkung, eine gute Chance für eine Positivspirale hin zu einer vielfältigen, lebendigen und demokratischen Gesellschaft ohne Vorurteile, Barrieren und Ausgrenzungen. Die Bundesregierung reformiert die Migrationspolitik, das Chancen-Aufenthaltsrecht wurde bereits am 02.12.2022 verabschiedet. Wir möchten uns zu diesen Veränderungen positionieren, gerade in Bezug auf das „moderne Staatsangehörigkeitsrecht“ fordern wir eine Umsetzung wie im Koalitionsvertrag vereinbart! Um das geplante Gesetzt gibt es Streit, laut Koalitionsvertrag sind u.a. eine Einbürgerung nach drei bis fünf Jahren möglich, wie auch eine Anerkennung der zweiten Staatsbürger*innenschaft zusätzlich zu deutschen. Das sind wichtige Grundlagen für Chancengleichheit, Vielfalt und demokratischer Teilhabe – und sie sind längst überfällig.

Black History Month

Der Black-History Month ist eine wichtige Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit auf die Geschichten, Herausforderungen und Errungenschaften von Schwarzen Communities zu richten. Dabei ist wichtig zu erkennen, dass die Anerkennung und Unterstützung dieser Gemeinschaften nicht nur einen Monat im Jahr, sondern das ganze Jahr über von Bedeutung ist. Indem wir uns mit Geschichte und ihrer Verflechtung, Biografien und Erfahrungen auseinandersetzen, können wir ein Bewusstsein für die Vergangenheit und Gegenwart schaffen. Das Wissen darum ist ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen Rassismus und hilft zu erkennen, was es ist: ein System der Unterdrückung und Diskriminierung. Als von Rassismus betroffene Menschen sollten wir unsere Geschichten mit unserer eigenen Stimme erzählen können. Es gibt uns die Kontrolle über unsere eigene Darstellung und unsere Perspektiven, die sonst ignoriert oder verzerrt werden – lasst uns andere inspirieren und ermutigen, ihre Stimmen zu erheben. Als Allys und Verbündete ist es wichtig, dass wir uns weiterbilden, lernen und zuhören, neues Wissen aufzunehmen und vorhandenes Wissen infrage zu stellen. Das trägt dazu bei, dass betroffene Menschen nicht immer die Last tragen müssen, alles zu erklären. Allyship bedeutet auch, diese Lücken in eigener Verantwortung zu schließen.
Let’s speak up and listen!