Anti-Rassismus-Veranstaltung am 17.05.2022 mit Podiumsdiskussion im Koki Hannover:
Abbau von Rassismus muss zivilgesellschaftlich und strukturell passieren!
Am 17.05.2022 verteilten sich die rund 30 Gäste im Kinosaal des Koki, um der Podiumsdiskussion zu Ausprägungen von Rassismus und Handlungsmöglichkeiten zuzuhören.
Zu dieser multimedialen Veranstaltung mit Film, Ausstellung und Podiumsdiskussion hatten die Initiative für Internationalen Kulturaustausch (IIK) und das MigrantInnenSelbstOrganisationen-Netzwerk Hannover (MiSO) eingeladen. Kooperationspartner waren der natürlich das Koki – das Kino im Künstlerhaus – sowie der Afrikanische Dachverband Norddeutschland (ADV Nord), amnesty international, tolstoi und kargah.
Im IIK-Projekt Zusammenleben in Vielfalt widmen wir uns vielerlei Hinsicht der Anti-Rassismusarbeit. Zusammen mit Teilnehmer*innen des Projektes entstehen so Filme, mediale Statements, Empowerment und Multiplikatoren-Workshops, Ausstellungen, Fachtagungen sowie Veranstaltungen mit Podiumsdiskussionen wie diese im Koki.
Die Podiumsgäste Kai Weber und Zahra Lessan vom Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V., Fulya Kurun vom Interkulturellen Dienst der Polizei Hannover und Eby Tangara vom ADV Nord e.V. klärten unter der aufmerksamen Moderation von Adriana Pombo, Büroleiterin von MiSO e.V., zunächst Begrifflichkeiten rund um Rassismus.
Sie grenzten verschiedene Arten von Rassismus voneinander ab und arbeiteten wichtige Zusammenhänge von alltäglichem Rassismus und strukturellem Rassismus heraus.
Zahra Lessan vom Flüchtlingsrat beschreibt strukturellen Rassismus als unabhängig von einzelnen Personen und Handlungsweisen, wobei der „Alltags-Rassismus vom institutionellen und strukturellen Rassismus unterstützt wird“.
Einig waren sich alle: „Es müssen Strukturen geschaffen werden, um gegen diskriminierende Haltungen vorzugehen“. Fyla Kurun vom Interkulturellen Dienst der Polizei engagiert sich seit vielen Jahren innerhalb so einer Struktur: Mit ihrer Kollegin Helena Schultheiß vermittelt sie bei rassistischen Vorfällen und Vorwürfen zwischen Polizei und Zivilgesellschaft. Sie betont die Wichtigkeit der institutionellen Strukturen im Kampf gegen Rassismus. Wären ihre Stellen nicht eingerichtet worden, hätte sie nicht die Möglichkeiten, für Polizeibeamte Anti-Rassismus-Schulungen anzubieten.
Eby Tangara vom Afrikanischen Dachverband Norddeutschland e.V. ist nicht immer eine Meinung mit seiner Mitstreiterin Fulya: „Workhops, Seminare, Fachtagungen – das ist ja alles schön, aber es bringt keine Konsequenzen! Wir müssen auch handeln und sagen das ist nicht ok wenn Rassismus passiert.“
Klare Maßnahmen in Politik und Gesetzgebung findet Eby bedeutend. Doch auch das alleine reicht nicht, erinnert Kai Weber vom Flüchtlingsrat und erwähnt die gesetzliche doch nicht tatsächliche Gleichbehandlung aller Menschen mit Artikel 3 des Grundgesetz und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zur Umsetzung von Anti-diskriminierungsrichtlinien (AGG).
Da stimmt ihm Eby zu: „Grundgesetze ist ein bisschen wie Philosophie“.
Fazit der Diskussion: Um Rassismus in unserer Gesellschaft abzubauen, braucht es zum einen entsprechende politische und institutionelle Vorgaben und Gesetze und zum anderen eine zivilgesellschaftliche aktive Haltung gegen Rassismus.
Im Anschluss gab es bengalisches Fingerfood – würzig und süß – und anregende und solidarische Gespräche beim Rundgang durch die Ausstellung zu biografischen Rassismus-Erfahrungen des Anti-Diskriminierungs-Projektes Zusammenleben in Vielfalt der IIK e.V.